Nur Büroarbeiten sind ein Fall für Remote Work? Ganz und gar nicht! Augmented Reality (AR) ermöglicht, auch komplexe technische Jobs aus der Ferne zu erledigen.
Komplizierte technische Aufgaben und Probleme lassen sich nur vor Ort von Experten lösen. Oder? Ganz und gar nicht. Denn glücklicherweise sind die Zeiten vorbei, in denen Konstrukteure, Ingenieure und Mechaniker anreisen mussten, wenn es klemmt. Dank ausgefeilter Anwendungen mit Augmented Reality (AR) lassen sich remote auch technisch anspruchsvolle und anderweitig komplexe Aufgaben aus der Ferne erledigen. Die Pandemie hat hier für einen zusätzlichen Push und ein Umdenken geführt.
Zumal Remote-Work mehr als eine Verlagerung des Schreibtisches ist. Es ist ein Paradigmenwechsel beziehungsweise eine Verhaltensänderung von einem fixen Arbeitsplatz oder Standort zu mobiler Arbeit und Kollaboration.
Und nicht nur der Ort, sondern die Art wie wir arbeiten - in 3D statt in 2D - wird sich nachhaltig verändern. Das erfordert neue (virtuelle) Tools für den Arbeitsplatz. Insbesondere in den Bereichen Service, Support, Onboarding und Training ist dies zu spüren.
Wenn man über AR im industriellen Umfeld spricht, geht es vor allem um zwei Themen: Unterstützung aus der Ferne (Remote Support) und Arbeitsanweisungen (Work Instructions). Remote-Support-Tools ermöglichen Experten visuelle Anleitungen im Live-Video-Stream eines Tablets, PCs oder auf einer AR-Brille anzuzeigen, um einen Techniker vor Ort Schritt für Schritt anzuleiten.
Wesentlicher Unterschied im Vergleich zum Austausch über Telefon, WhatsApp oder PC: Die Experten sehen dasselbe wie die Servicetechniker vor Ort. Für die Techniker macht es die Arbeit leichter, weil sie direkt an der Maschine oder einem Bauteil Anleitungen erhalten und somit Fehler vermeiden können. Interaktive Arbeitsanweisungen sind an jedem Ort und zu jeder Zeit verfügbar – per Telefon, auf dem Tablet oder über die AR-Brille.
Visuelle Schritt-für-Schritt Anleitungen führen Mitarbeitende durch Trainingsprogramme oder Arbeitsschritte und helfen dabei, Informationen dort verfügbar zu machen, wo sie gebraucht werden. Ob jemand eine Maschine installiert, bedient oder repariert – interaktive Anleitungen machen die Arbeit einfacher und produktiver. Je komplexer eine Aufgabe, desto stärker spielt AR seine Vorteile detaillierter visueller Erklärungen aus. Das Übersetzen von 2D-Anleitungen auf die 3D-Maschine entfällt, Verwechslungen von Bauteilen oder Sprachbarrieren gehören der Vergangenheit an.
AR hat sich in den letzten zwei bis drei Jahren sehr stark entwickelt. Vor allem was die Bedienbarkeit, die Hardware und die Software angeht. Im Grunde lässt sich die Technologie in allen Bereichen eines Produktlebenszyklus‘ anwenden. Es kommt hauptsächlich darauf an, das Problem klar zu erkennen, um AR sinnvoll einsetzen zu können.
Allerdings gibt es aktuell Bereiche, in denen AR schneller wächst und stärkere Anwendbarkeit bei den Nutzern findet. Die Use Cases sind vor allem in den Bereichen Training, Service, Wartung, Reparatur und Inspektion zu finden. Der Trainingsbereich hat in den vergangenen zwei Jahren enorm zugelegt. Wie auch Remote Support. Neue Anwendungsmöglichkeiten, wie die Inspektion und Qualitätskontrolle, werden jetzt durch verbesserte Erkennung der Bauteile ermöglicht. Dies wird eines der am stärksten wachsenden AR-Felder werden.
AR bringt das Training in die 3D-Welt, macht es mobil, interaktiver. Die Kombination aus verschiedenen Medienformaten sowie das Ansprechen verschiedener Sinne sorgt für schnellere Aufnahme der Inhalte und höheren Wissenserhalt. Viele Mitarbeiter quälen sich mit komplexen Anleitungen und dicken Handbüchern. AR kann Inhalte durch 3D-Visualisierung vermitteln, die Trainierenden stärker einbinden und gleichzeitig für eine kollaborative Trainingsumgebung sorgen. Inhalte, die für eine Service- oder Reparaturaufgabe erstellt wurden, können direkt auch für das Training und Onboarding genutzt werden.
Das sind die sechs wichtigsten Punkte bei der Einführung einer AR-Anwendung:
Wer mit vorhandener Hardware beginnt, kann die Voraussetzungen einfach halten. Das erleichtert den Einstieg und vermeidet lange Prozesse. Während die ersten Schritte gemacht werden, kann die Zeit genutzt werden, um IT-Freigaben für neue Geräte wie die HoloLens zu erhalten.
Weitere technische Voraussetzungen entstehen dann, wenn es um Integrationen in bestehende PLM-, CAD-, LMS- oder IoT-Systeme geht. Unternehmen können mit einfachen AR-Tools starten oder diese direkt in bestehende Software-Umgebungen einbinden, um das volle Potenzial zu nutzen.
Remote Assistance-Lösungen werden künftig zum selbstverständlichen Bestandteil der Arbeit von Ingenieurinnen und Ingenieuren. Die Art, wie wir arbeiten, wird sich weiter verändern und dabei spielen Remote Support, mobile Trainings und visuelle Arbeitsanleitungen eine entscheidende Rolle. So wie sich PCs und Tablets etabliert haben, wird es auch mit AR geschehen. Industrielle AR-Anwendungen werden klassische Arbeitsschritte, Handbücher und Trainings sinnvoll ergänzen. Je komplexer eine Aufgabe, desto stärker spielt AR seine Vorteile von visueller Anleitung aus. Denn fehleranfälliges Übersetzen von 2D-Anleitungen auf die 3D-Maschine entfällt. Verwechslungen von Bauteilen oder Sprachbarrieren gehören der Vergangenheit an.