So beugt schlanke Produktion 7 Formen der Verschwendung vor

Verfasst von: Leah Gourley
10/9/2020

Lesezeit: 4 min

Nach der Lean Production-Lehre – im deutschen Sprachraum auch als “schlanke Produktion” bezeichnet – soll Verschwendung eliminiert und dadurch ein Höchstmaß an Mehrwert für den Kunden generiert werden. Die sieben Verschwendungsarten, auch als “Muda” bezeichnet (japanisch für “sinnlose Tätigkeit”), gehen auf den japanischen Ingenieur und Geschäftsmann Taiichi Ohno zurück. Er gilt als geistiger Vater des Toyota-Produktionssystems, aus dem Forscher in den USA die Prinzipien der Lean Production ableiteten.

Digitale Transformation hilft, die sieben “Muda”-Arten zu bekämpfen

Durch die Beseitigung dieser sieben Verschwendungsarten nach den Prinzipien der schlanken Produktion können Sie die Produktivität und Rentabilität Ihrer Fertigungsanlage steigern. Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Formen von "Muda" vor und zeigen, wie Technologien für die digitale Fertigung helfen können, sie auszuräumen.

1.) Überproduktion

Überproduktion ist die offensichtlichste Form der Verschwendung – von Rohstoffen, Lagerkapazitäten und Kapital, das unsinnigerweise in ungenutzten Produkten gebunden ist.
Schlimmstenfalls sind Sie gezwungen, Ihr Produkt zu entsorgen, was dann auch noch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben kann. Der Entsorgungsprozess selbst verursacht weitere Verschwendung in Form der dafür eingesetzten menschlichen Arbeitskraft und sonstigen Ressourcen, und je nach Produktart und -zusammensetzung besteht das Risiko, dass die mit der Entsorgung betrauten Mitarbeiter mit gesundheitsschädlichen Abfallstoffen in Berührung kommen.

Das Ziel besteht folglich darin, nur das zu produzieren, was der Kunde verlangt und auch abnimmt. "Just-in-time" gehört deshalb zu den wichtigsten Prinzipien der schlanken Fertigung. Das Endprodukt sollte zu dem Zeitpunkt fertiggestellt sein, zu dem es auch gebraucht wird, nicht vorher.

2.) Lagerbestände

Diese Art der Verschwendung hängt mit unverarbeiteten Beständen zusammen und umfasst das darin gebundene Kapital, Lager- und Transportkapazitäten, die Beleuchtung und Heizung der Lagerflächen sowie Regale und Behälter, in denen überschüssige Produkte gelagert werden. Dahinter können sich auch andere Formen der Ineffizienz verbergen, die durch Ihre aktuellen Arbeitsabläufe entstehen.

3.) Mängel

Ein Produkt, das nicht den vom Kunden erwarteten Spezifikationen und Qualitätsstandards entspricht, führt zu Reklamationen. Produktmängel sind damit eine wesentliche Quelle von Ressourcenverschwendung. Aufnahme und Bearbeitung der Reklamation, Nachbesserung/Reparatur oder gar Entsorgung und Nachproduktion – all das kostet Zeit und Geld.

Mängel führen auch zu Rufschäden und kosten letztlich Kunden. Es handelt sich also um eine enorm kostspielige Form der Verschwendung, die zudem sehr langfristige Konsequenzen haben kann.

4.) Bewegung

“Bewegungsverschwendung” kann vieles umfassen, vom Produktionsmitarbeiter, der sich bückt, um etwas aufzuheben, bis hin zu unnötigen Wegen von Fahrzeugen oder unnötiger Maschinenlaufzeit. Jede unnötige Bewegung kostet Energie und Zeit.

5.) Falsche Technologie oder Prozesse

Diese im englischen als “over-processing” oder “over-engineering” bezeichnete Verschwendungsart bezeichnet unnötig komplexe Prozesse oder auch Produkte. Die schlanke Fertigung will dem Kunden genau das benötigte Maß an Mehrwert bieten – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Jede Arbeit, die nicht getan werden muss, soll vermieden werden. Überbearbeitung bedeutet, mehr Wert zu liefern, als vom Kunden benötigt wird oder die Erarbeitung dieses Wertes umständlicher zu gestalten als unvermeidlich. Letztlich geht es bei der Eliminierung dieser Form der Verschwendung also um Prozessoptimierung.

6.) Wartezeiten

Dabei handelt es sich um jede Form des Stillstands und der Wartezeit, die bei der Erledigung einer Aufgabe entsteht – egal ob dabei Anlagen und Maschinen stehen, das Personal wartet, oder beides zutrifft. Wartezeiten treten meist auf, wenn ein Prozess entlang der Produktionslinie länger dauert als nötig. Als Folge wird auf jeden Fall Arbeitszeit verschwendet, gegebenenfalls auch Material. Es entstehen Lohnkosten für unproduktive Zeiten, und bestimmte Materialien verderben, wenn sie nicht rechtzeitig verarbeitet werden.

7.) Transport

Transport ist der Prozess, bei dem etwas in der Produktionskette von einem Ort zum anderen bewegt wird. Der Transport selbst bringt dem Kunden keinen Mehrwert, Transportkosten sind daher nur schwer umzulegen und zu rechtfertigen. Transportwege und -kosten sollten daher so weit wie möglich minimiert werden. Dies lässt sich erreichen, indem Produktionsstätten näher zusammenrücken.

Zusätzliche Formen von Verschwendung

Ressourcenverschwendung kann auch Talente betreffen. Wenn Sie die Qualifikationen und Stärken Ihrer Mitarbeiter nicht ausschöpfen, lassen Sie enormes Optimierungspotenzial ungenutzt. Dieser Mangel an Mitarbeiterbindung kann zu Abwanderung und dem Verlust von Fachwissen führen.

Und auch die Verschwendung von Energie und Wasser kostet Geld und kann sich nachteilig auf die Umwelt auswirken. Aufgrund des steigenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit kann dieser Effekt sich negativ auf das Image des Unternehmens auswirken und schlimmstenfalls zum Verlust von Kunden führen.

Fazit: Digitale Lösungen in der Bekämpfung von Verschwendungsquellen

Verschwendung gering zu halten und am besten ganz auszuräumen ist ein ökonomischer und zunehmend auch ökologischer Imperativ, gerade angesichts immer härter umkämpfter Märkte. Die richtige Strategie zur Effizienzsteigerung liegt dagegen nicht immer so klar auf der Hand.

Einen wesentlichen Beitrag können Lösungen für die digitale Fertigung leisten, indem sie eine vorher nie dagewesene Datenbasis für Entscheidungen schaffen. Sensoren können Produktions- und Leistungsdaten in Echtzeit bereitstellen und so klare Hinweise geben, wo es zu Ineffizienz kommt. Das bessere Verständnis für die eigenen Anlagen, Geräte und Produkte ermöglicht etwa die Reduzierung von Wartezeiten, die Optimierung von Prozessen, die Vermeidung von Ausfallzeiten durch vorbeugende Wartung und das rechtzeitige Nachbestellen von Beständen, damit es weder zu Engpässen kommt noch ungenutzte Bestände entstehen.

Das sind nur einige Beispiele, die für mehr Effizienz und somit für weniger Verschwendung sorgen. Wenn Sie die verbesserte Informationsbasis richtig zu nutzen wissen, können Sie ineffiziente Prozesse schneller identifizieren und eliminieren als je zuvor und entscheidende Wettbewerbsvorteile erzielen.

Tags: Industrielle Konnektivität

Der Autor

Leah Gourley Leah Gourley ist Digital Content Marketing Specialist in der PTC-Hauptniederlassung in Boston. Sie schreibt am liebsten über die neuesten Technologien, die die Industrie nachhaltig verändern. Darunter Augmented Reality und das Industrial Internet of Things.