Was ist agile Produktentwicklung?

Verfasst von: Colin McMahon
1/23/2023

Lesezeit: 5 min

Agile ist nicht neu. Wie SaaS, die Cloud und viele Technologien, die sich um das Konzept der digitalen Transformation drehen, schreiben viele über Agile als einen allgegenwärtigen Aspekt der Zukunft. Doch für viele Hardware-Hersteller entsteht dadurch eine Diskrepanz. Sie kennen Agile sehr wahrscheinlich, das ist wahr... aber Agile als eine Philosophie der Softwareentwicklung. Agile Produktentwicklung im Kontext von physischen Produkten ist eine ganz andere Realität, die viele noch in Frage stellen.

Agile Produktentwicklung ist, wie der Name schon sagt, die Anwendung von Software-Methodik auf einen physischen Herstellungsprozess. In gewissem Sinne ist die Herstellung eines Produkts mit Hilfe von Agile oder - um es noch deutlicher zu sagen - die Herstellung von Hardware wie die Herstellung von Software.

In diesem Blog werden wir das Potenzial der agilen Produktentwicklung nicht vollständig erforschen (das würde viel zu lange dauern), sondern einen Überblick geben und Fragen beantworten wie: Woher kommt Agile? Wie kann eine Softwareentwicklungsphilosophie in der Fertigung Sinn machen? Und wie sieht die aktuelle Realität der agilen Produktentwicklung aus?

Die Geschichte von Agile in der Software

Die genauen Ursprünge der Agile-Prinzipien sind zwar unbekannt, aber wir wissen, wann die Terminologie vollständig Gestalt annahm. Das Agile Manifest entstand 2001, als 17 Softwareentwickler zusammenkamen, um das Potenzial und die Strategien hinter leichtgewichtigen Entwicklungsphilosophien zu diskutieren. Wie diese Geschichte vermuten lässt, ging es dabei ausschließlich um Software. Das Manifest lässt sich in 12 Kernprinzipien und vier zentrale Werte untergliedern, die alle darauf ausgerichtet sind, ein höheres Maß an Zusammenarbeit, größere Transparenz und eine schnellere Produktbereitstellung zu ermöglichen.

agile-manifesto

Nach seinem Debüt wurde das Agile Manifest in der Softwarebranche schnell alltäglich und von vielen als universell positiv angesehen. Getreu seiner Designphilosophie steigerte der Einsatz von Agile die Produktivität, verbesserte die Produktlieferzeiten und stärkte die Kommunikation zwischen den Teams - vor allem, wenn die Arbeit verteilt war.

Doch während all diese positiven Aspekte im Softwarebereich zu spüren waren, hatten viele in der Hardwarebranche Zweifel an der Anwendbarkeit von Agile. Die Arbeit in Agile wird in Sprints aufgeteilt - schnelle, vorgegebene Arbeitsabschnitte, die in der Regel Wochen dauern und mit einem lieferbaren Produkt enden. In der Software möglich, in der Hardware scheinbar unmöglich - zumindest, wenn die Sprints Wochen dauern müssen und das gewünschte Ergebnis am Ende eines jeden Sprints nur ein brauchbares Produkt ist.

Warum Agile in der Hardware sinnvoll ist

Der Gedanke an mehrere Iterationen scheint auf den ersten Blick die Anwendbarkeit von Agile in der Produktentwicklung zu negieren. Es ist nicht machbar, ein brauchbares Produkt zu produzieren, um es dann im nächsten Sprint wieder und wieder zu iterieren, bis ein fertiges Produkt vorliegt. Diese Argumentation ist zum großen Teil der Grund, warum viele Hersteller Agile als reines Software-Tool ansehen.

Die Realität ist jedoch komplexer und läuft auf eine Frage der Übernahme bzw. Anpassung hinaus. Die wortwörtliche Übernahme der Agile-Prinzipien kann zu unangemessenen Anforderungen für Hardwarehersteller führen. Die Adaption von Agile in eine Hardware-Mentalität hingegen bringt das Beste von Agile in den Fertigungsbereich. Schauen wir uns das Ganze etwas genauer an.

Alle Produktentwicklungen haben einen Lebenszyklus von der Konzeption bis zur Produktfreigabe. Sprints sind einfach eine weitere Möglichkeit, die Phasen des Lebenszyklus zu unterteilen. Der Hauptzweck eines Sprints besteht darin, ein bestimmtes, erreichbares Ziel zu haben. Bei Software bedeutet dies meist die Freigabe eines Produkts. Bei Hardware muss das Endziel jedoch nicht so wörtlich genommen werden. Ein messbarer Fortschritt reicht aus und kann dazu beitragen, selbst komplexe Hardwareentwicklungen in klare, zusammenhängende Segmente zu unterteilen.

Sogar in regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen kann Agile zum Einsatz kommen. Wenn der durchschnittliche Produktentwicklungszyklus zwei Jahre beträgt, sollten Hersteller darüber nachdenken, was realistischerweise in sechs Monaten erledigt werden kann. Aus einem zweijährigen Zyklus werden vier Sprints mit Check-ins und Produktbewertung. Durch den Einsatz von Agile erhalten die Hersteller Benchmarks, Team-Check-Ins und eine größere Transparenz des Hardware-Entwicklungsprozesses.

Die Realität der agilen Produktentwicklung

Die Idee der verteilten Hardwareproduktion ist nicht neu. Für viele Unternehmen ist die verteilte Produktion sogar schon seit Jahrzehnten - wenn nicht sogar länger - Realität. Bei der agilen Produktentwicklung geht es einfach darum, den Hardwareherstellern moderne Werkzeuge an die Hand zu geben, um die Kapazität für verteilte Arbeit zu maximieren. Dabei geht es nicht nur um Zoom und andere Videokonferenzsoftware, sondern auch um eine neue Denkweise, die die teamübergreifende Zusammenarbeit in den Vordergrund stellt und den internen Dialog und die Kooperation verbessert.

Kommunikation und Zusammenarbeit sind heute wichtiger denn je. Die Unsicherheit auf dem Markt nimmt zu, was zum Teil auf die Erwartungen der Kunden zurückzuführen ist. Die Kunden wissen, was sie wollen, und sie wollen es schnell - die erwartete Zeit bis zur Markteinführung wird immer kürzer. Unternehmen müssen auch mit der Ungewissheit der Lieferkette, den sich ändernden globalen Bedingungen und einer Vielzahl anderer Komplikationen kämpfen.

Die agile Produktentwicklung wendet die besten Elemente des Agilen Manifests an - darunter eine verstärkte interne Kommunikation zwischen Abteilungen und Interessengruppen, häufige Produktentwicklungs-Check-Ins, klar umrissene Ziele und eine selbstorganisierte, hoch motivierte Teamstruktur - und überträgt sie auf den Hardwarebereich. Unternehmen müssen Agile nicht vollständig übernehmen, um seine Vorteile zu erkennen. Jedes Unternehmen ist anders, und Agile ist darauf ausgelegt, flexibel zu sein. Wie wir bereits angedeutet haben, führt der Weg zum Erfolg oft über die Anpassung und nicht über die Übernahme. Die agile Produktentwicklung kann Unternehmen dabei helfen, schneller zu innovieren, bessere Produkte zu liefern und die Unsicherheit in einer zunehmend unbeständigen Welt zu umgehen.


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Tags: Agile Digitale Transformation SaaS

Der Autor

Colin McMahon

Colin McMahon ist ein leitender Marktforschungsanalyst, der im Corporate Marketing-Team von PTC arbeitet und dabei hilft, umsetzbare Erkenntnisse, herausfordernde Perspektiven und Vordenkerrolle bei Trends, Technologien und Märkten zu liefern. Colin McMahon ist seit vielen Jahren als Marktforschungsanalyst tätig und hat Spaß daran, zu untersuchen und zu bewerten, wie groß die Auswirkungen der Technologien für die digitale Transformation insgesamt sein werden. Er hat eine Leidenschaft für Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Initiativen und ist davon überzeugt, dass das Verständnis des vernetzten Ökosystems von Menschen und Technologie der Schlüssel dazu ist, wie ein Unternehmen sein Potenzial im 21. Jahrhundert voll entfalten kann.