Was ist Augmented Reality? Funktionsweise und Vorteile

Verfasst von: Matthias Bastian
3/9/2023

Lesezeit: 12 min

Wichtigste Erkenntnisse

  • Augmented Reality erweitert die Wahrnehmung der Umgebung digital durch eine Kombination aus Hard- und Software. Verschiedene Arten von Hardware ermöglichen unterschiedliche Ebenen des AR-Erlebnisses.
  • Es gibt einfache Anwendungen auf Smartphones aber auch komplexe Software, die spezielle Headsets und Brillen erfordern.
  • Zusammenarbeit über große Entfernungen hinweg, interaktives 3D-Design und nützliche Simulationen sind nur einige der Einsatzmöglichkeiten von Augmented Reality in verschiedenen Branchen.

Augmented Reality (AR) macht in der Spieleindustrie und in den sozialen Medien auf sich aufmerksam. Diese Anwendungsgebiete sind spannend, aber in anderen Bereichen wie Produktion, Bildung und Medizin gibt es ebenfalls vielfältige und nützliche Einsatzmöglichkeiten. Doch was genau ist AR?

Was ist Augmented Reality?

Die Technologie der erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) fügt dem natürlichen Sichtfeld des Nutzers digitale Elemente hinzu. Bei Verbraucheranwendungen sind diese digitalen Elemente in der Regel Spiele oder visuelle Effekte wie spezielle Gesichtsfilter.

In der industriellen Augmented Reality liefern diese digitalen Elemente dem Benutzer in der Regel kontextbezogene Informationen oder ergänzen seine physische Umgebung auf andere Weise, etwa durch digitale 3D-Prototypen.

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AR erweitert die reale Welt mit digitalen Informationen. .

Die digitalen Informationen für eine AR-Anwendung können von den Nutzerinnen und Nutzern oder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern manuell in ein Programm (Authoring-Tool) eingegeben werden. Zunehmend werden diese Informationen aber auch automatisch von anderen Peripheriegeräten, wie intelligenten Sensoren in Maschinen, bereitgestellt.

In einigen Fällen generiert die AR-Anwendung die Informationen selbst, indem sie Objekte oder Bilder der Umgebung erkennt oder eigene Informationen über angeschlossene Sensoren sammelt.
Bei den einfachsten AR-Anwendungen handelt es sich lediglich um die Darstellung herkömmlicher Medien und Anwendungen in einer komfortableren Form direkt im Sichfeld.

AR-Brillen können beispielsweise virtuelle Bildschirme in den Raum projizieren, die physische Bildschirme ersetzen. Nutzerinnen und Nutzer können auf diese Weise Videogespräche führen, Nachrichten abrufen, Videos ansehen oder Spiele spielen und haben dabei die Hände frei

Fortgeschrittene AR-Anwendungen scannen die Umgebung in Echtzeit und platzieren digitale 3D-Objekte perspektivisch und maßstabsgetreu darin. Dies erhöht die Immersion. So können beispielsweise Maschinen mit passgenauen digitalen Overlays versehen oder Prototypen neuer Produkte in Echtzeit und in Originalgröße in den Raum projiziert werden.

Wie funktioniert AR?

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Augmented-Reality-Hardware gibt es in verschiedenen Formen: von klobigen Headsets über schlanke Brillen, die mit Sonnenbrillen vergleichbar sind, bis hin zu Smartphones.

Im Allgemeinen werden drei Arten von AR-Geräten insbesondere über ihre Display-Technologie unterschieden:

  • Ein transluzenter Bildschirm, durch den der/die Benutzer/in direkt auf die Umgebung hindurchsehen kann.
  • Ein transparenter Bildschirm, auf den eine Anwendung projiziert wird. Die Umgebung ist ebenfalls im Blickfeld.
  • Ein lichtundurchlässiger Bildschirm in einem geschlossenen Headset, der ein mit digitalen Elementen angereichertes Live-Video der Umgebung anzeigt.

Das letztgenannte System wird als "Passthrough" bezeichnet und wird standardmäßig für AR auf Mobiltelefonen und Tablets verwendet, die derzeit die am weitesten verbreiteten AR-Geräte sind. Der Name "Passthrough" (Weiterleiten) bezieht sich auf die eingebaute Kamera, die ein Videobild der realen Welt auf den Bildschirm des Geräts überträgt.

Nicht jede AR-Anwendung funktioniert auf jedem Gerät. Selbst für eher einfache AR-Anwendungen ist ein Tiefenverständnis erforderlich, damit die digitalen Elemente perspektivisch korrekt in die Umgebung eingebettet werden können, statt nur vor den Augen zu schweben.

Smartphones werden bei der Tiefenerkennung allein anhand eines Videos immer besser. AR-Brillen sind in der Regel mit zwei getrennten Kameras oder einem Tiefensensor ausgestattet, die gemeinsam die Tiefenwahrnehmung übernehmen. Sie bieten damit eine höherwertige und immersivere Form der Augmented Reality.

Anspruchsvolle AR-Anwendungen erfordern zusätzliche Hard- und Softwarefunktionen. Unter anderem sollten sie mit dem Internet verbunden sein und mit anderen intelligenten Geräten kommunizieren können. Dadurch können sie beispielsweise Informationen von Objekten wie Umgebungssensoren anzeigen. Andere AR-Anwendungen nutzen fortschrittliche KI-Software wie Bild- und Objekterkennung, um eigene Informationen über die Welt zu generieren.

Augmented Reality vs. Virtual Reality vs. Mixed Reality

Augmented Reality bedeutet erweiterte Realität. Damit ist gemeint, dass die natürliche Wahrnehmung der Umwelt durch digitale Elemente angereichert, aber nicht ersetzt wird. Doch was ist der Unterschied zu anderen Formen der "digitalen Realität"?

Bei der virtuellen Realität oder Virtual Reality (VR) wird das gesamte menschliche Sichtfeld durch ein Computerbild ersetzt. Das Bild kann bestehenden physischen Umgebungen ähneln und Darstellungen realer physischer Personen enthalten, aber die gesamte virtuelle Szene ersetzt die gesamte natürliche Sicht des Benutzers. VR schränkt das Situationsbewusstsein stark ein. Daher ist der Einsatz von VR in der Industrie weitgehend auf Simulationen, Modellierungen, Schulungen und einige andere Aufgaben beschränkt, bei denen die reale Welt nicht einbezogen werden muss.

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In der gemischten Realität können AR-, VR- und Videoanrufer im selben Raum zusammenarbeiten.

Mixed Reality (MR) ist ein Spektrum, das Augmented Reality, Virtual Reality und einige andere Nischen-Display-Technologien umfasst. Diese Definition hat ihren Ursprung in Paul Milgrams Realität-Virtualität-Kontinuum. Ein Mixed-Reality-Gerät kann sowohl AR als auch VR darstellen. Beispiele sind die Quest Pro von Meta oder die Vive Elite XR von HTC. Diese Headsets bieten primär ein VR-Erlebnis. Durch eine an der Vorderseite integrierte Passthrough-Kamera können sie aber auch AR in hoher Qualität darstellen.

Was sind die Vorteile von AR?

Die Vorteile von Augmented Reality hängen von der jeweiligen Anwendung ab. Einige Vorteile wurden bereits erwähnt, wie die Anzeige kontextbezogener digitaler Informationen in der Realität und die Möglichkeit, mit einer AR-Brille relevante Informationen im Blickfeld und gleichzeitig beide Hände frei zu haben.

Allerdings bieten nicht alle AR-Anwendungen die gleichen Vorteile, abhängig von der Hardware, auf der sie laufen.

Eine AR-Anwendung, die auf einem Smartphone ausgeführt wird, kann kontextbezogene Informationen liefern, aber das Endgerät muss in der Regel in einer Hand gehalten werden. Eine einfache AR-Brille, die nur virtuelle Bildschirme anzeigt, lässt die Hände frei, kann aber möglicherweise keine kontextbezogenen Informationen anzeigen

Die präzise Platzierung von digitalen 3D-Objekten in der Realität, ähnlich wie Hologramme, ist einer der größten universellen Vorteile der immersiven AR mit hochwertigen AR-Brillen wie Hololens. Diese Form der AR ermöglicht die Interaktion mit digitalen Objekten wie in der realen Welt. Man kann sie berühren, um sie herumgehen und sie aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Das macht AR zur natürlichsten Mensch-Computer-Schnittstelle.

AR-Technologie

Umgangssprachlich spricht man oft von einer AR-Anwendung oder einer AR-Brille. Ein komplettes AR-System besteht jedoch nie nur aus einer einzigen Hard- oder Software. Ein komplettes AR-System besteht aus Hardware, Software und einer Benutzerschnittstelle. Diese Komponenten setzen sich wiederum aus einer Reihe von Einzelteilen zusammen.

Hardware

Um eine bestimmte AR-Anwendung darstellen zu können, werden physische Komponenten benötigt - die AR-Hardware. Diese besteht in der Regel aus einem Display, einem Computer und Sensoren.

Verschiedene Arten von Displays wurden bereits erwähnt, unter anderem die Passtrough-Technologie. Diese ähnelt in deutlich verkleinerter Form der Technologie, die auch in Fernseh- und Computerbildschirmen zum Einsatz kommt.

Das in vielen Brillen verbaute "Waveguide"-Display besteht aus einer "Light Engine", die die digitalen Elemente projiziert, und einer Linse, auf die diese Projektionen fallen.

Ein Computer, auf dem auch die Anwendung läuft, versorgt die Displays mit Strom. In einigen Fällen ist dieser Computer vollständig in die AR-Brille integriert.

Um die Brille jedoch nicht zu schwer zu machen, kann ein Großteil der Datenverarbeitung auf ein angekoppeltes Gerät ausgelagert werden. Dies kann ein Smartphone, eine "Compute Box" oder ein "Puck" sein, der am Körper getragen wird. Die Verbindung zu diesem externen Computer erfolgt über ein Kabel, Bluetooth oder Wi-Fi.

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Das Hololens AR-Headset von Microsoft wird am häufigsten für industrielle Anwendungen eingesetzt. Hier ist der Computer vollständig in die Brille integriert. Für mehr Leistung unterstützt Hololens AR-Content-Streaming.

Um die Umgebung besser sehen zu können, benötigen AR-Geräte mindestens einen Sensor: eine Kamera. Fortgeschrittene AR-Brillen sind oft mit mehreren Kameras ausgestattet. Diese können beispielsweise verschiedene Wellenlängen des Lichts erkennen. So können sie die Szene erfassen und unterschiedliche Sichtbedingungen darstellen. Es gibt auch modulares Zubehör für die Anzeige von Wärmebildkarten und anderen Informationen.

Software

Robuste AR-Anwendungen erfordern spezielle Programme zur Visualisierung digitaler Elemente in der realen Welt. Dazu gehören unter anderem Erkennung und Verfolgung, Lokalisierung und Kartierung sowie die räumliche Verankerung des Geräts und von digitalen Objekten.

Die meisten fortgeschrittenen AR-Geräte basieren auf der SLAM-Technik (Simultaneous Localization and Mapping), bei der das Gerät die Umgebung dynamisch versteht und digitale Elemente sinnvoll in der Umgebung platziert. Diese Elemente können sogar von der Umgebung selbst in einer für Betrachtende sinnvollen Weise erzeugt werden.

Objekt- und Bilderkennung bezieht sich auf die Fähigkeit eines Geräts, bestimmte Elemente in seiner Umgebung zu erkennen. Bei der Objekterkennung werden in der Regel objektspezifische Informationen angezeigt. Bei der Bilderkennung wird ein Bild gescannt, um Informationen anzuzeigen, die sonst nirgendwo in der Umgebung zu finden sind – vergleichbar mit einem Link in einem Text.

Tracking ermöglicht es der Anwendung, die Position und Ausrichtung eines Objekts im Raum zu verstehen. Dies ermöglicht die Ausführung leistungsfähigerer Anwendungen in dynamischeren Umgebungen. Außerdem bildet es die Grundlage für eine Reihe neuer Benutzerschnittstellen.

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Das visuelle Tracking per Computer Vision hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.

Durch Objekt- und Bilderkennung können Anwendungen Informationen über die Umgebung anzeigen. Bei der räumlichen AR werden digitale Elemente in der AR-Ansicht der Umgebung platziert. Dabei kann es sich um Modelle, Notizen oder andere Arten von Anmerkungen handeln, die an dieser Stelle im Raum verankert bleiben, um in Zukunft und oft auch für andere Nutzende als Referenz zu dienen.

User Interface

Entwicklerinnen und Entwickler forschen an einer Reihe neuer Benutzerschnittstellen. Ziel ist es, das Potenzial und die Anwendbarkeit von AR-Hardware und -Software zu maximieren. AR ermöglicht und erfordert zum Teil neue Nutzerschnittstellen für die Arbeit mit 3D-Inhalten.

Die einfachste und oft auch benutzerfreundlichste Art, mit einer AR-Anwendung oder einem AR-Gerät zu interagieren, ist über ein vertrautes Gerät wie den Touchscreen eines Smartphones. Dies ist auch deshalb praktisch, weil viele AR-Geräte ihre Leistung und Rechenkapazität ohnehin von einem angeschlossenen Gerät beziehen. Allerdings kann diese Methode unpraktisch sein, wenn man die Hände frei haben möchte.

Viele AR-Brillen sind mit einfachen Bedienelementen ausgestattet, die in das Brillengestell integriert sind. Diese ermöglichen Interaktionen mit nur einer Hand, die oft intuitiv und leicht zu erlernen sind. Der Vorteil dieser Methode ist, dass keine Interaktion mit einem angeschlossenen Gerät erforderlich ist. Allerdings ist sie im Vergleich zu anderen Bedienmethoden eher ungenau.

Viele AR-Brillen ermöglichen eine Gestensteuerung durch integrierte Tracking-Technologie. Der Nutzer manipuliert virtuelle Elemente im Sichtfeld mit seinen Händen. Dies ist die intuitivste und nuancierteste Eingabemethode, da sie unserer Interaktion mit realen Objekten entspricht. Sie eignet sich besonders für Modellierungs- und Designanwendungen.
 

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Gestensteuerungen für AR-Anwendungen sind oft intuitiv und ansprechend, erfordern aber, dass beide Hände frei sind. Dadurch werden ihre praktischen Einsatzmöglichkeiten einschränkt

Sprachsteuerung wird in vielen industriellen AR-Anwendungen und -Geräten eingesetzt. Sie ermöglicht die Interaktion mit Geräten und Anwendungen, während Augen und Hände bei der Arbeit bleiben. Die Technologie ist so ausgereift, dass sie auch in lauten Umgebungen sehr effizient eingesetzt werden kann.

Entwicklung

Die AR-Technologie verbessert sich in jeder Hinsicht sehr schnell. Das Sichtfeld der Displays wird immer größer. Gleichzeitig sinkt der Energieverbrauch. Zudem werden die Displays immer heller, so dass dem Einsatz auch in hellen Umgebungen nichts im Wege steht. Auch die Display- und Computer-Hardware wird immer kleiner und verbraucht immer weniger Energie. Dies führt zu komfortableren Formfaktoren mit längeren Akkulaufzeiten bei höherer Leistung.

Auch die Anschlussmöglichkeiten werden immer besser. Dies garantiert eine hohe Qualität auch bei drahtlosen Verbindungen zu externen Computern. Darüber hinaus können AR-Brillen dank Fortschritten wie Cloud Computing und Edge Computing schneller auf mehr Rechenleistung zugreifen, während gleichzeitig der Bedarf an Speicherplatz, Rechenleistung und Rendering auf den Geräten selbst sinkt. Dies könnte in Zukunft zu kleineren und kompakteren Headsets führen, die sich ideal für den täglichen Gebrauch eignen.

Auch die Entwicklung von Anwendungen wird immer effizienter. Ständig kommen neue Toolkits auf den Markt, die es Nutzerinnen und Nutzern mit und ohne Programmierkenntnisse ermöglichen, eigene AR-Anwendungen mit intuitiveren 3D-Oberflächen zu erstellen. Unternehmen können nun ihre eigenen AR-Anwendungen per Drag-and-Drop erstellen, anstatt jedes Mal in teure Neuentwicklungen zu investieren.

Die meisten modernen Smartphones bieten die Möglichkeit, Modelle und Karten von physischen Objekten und Orten zu erstellen. Dadurch wird auch die Erstellung von 3D-Assets erheblich vereinfacht.

AR-Anwendungsfälle

Der Einsatz von Augmented Reality lohnt sich in vielen Branchen. Wie und wo die Technologie am besten eingesetzt werden kann, ist jedoch von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. 

Industrielle Fertigung

Verschiedene AR-Anwendungen können von fast allen Mitarbeitenden einer Produktionsabteilung für fast jedes Produkt genutzt werden, von der Schulung über die Montagelinie bis hin zu Verpackung und Versand. Durch den Einsatz neuer Technologien während der Entwicklung, Herstellung und Wartung eines Produkts wird ein "Digital Thread" geschaffen, der die physischen und digitalen Stärken des Produkts während seiner gesamten Lebensdauer und darüber hinaus verbindet.

Training/Ausbildung

In der industriellen Fertigung kann eine Person nur eine einzige Aufgabe haben, nämlich eine bestimmte Tätigkeit auszuführen. Für ein einheitliches Produkt und eine sichere Umgebung ist es jedoch von entscheidender Bedeutung, dass diese Aufgabe jedes Mal perfekt ausgeführt wird. Praktische Ausbildung ist ein notwendiger Teil des Prozesses, kann aber zu anfänglichen Problemen mit echten Produkten und Arbeiten am Fließband führen.

Mit Augmented Reality können komplexe Situationen in der realen Arbeitsumgebung überzeugend simuliert werden, und zwar mit den realen Werkzeugen, die die Mitarbeitenden bei der Arbeit verwenden. AR-Geräte und Anwendungen, die Prozesse von erfahrenen Mitarbeitenden aufzeichnen, können für den Wissenstransfer an neue Mitarbeitende genutzt werden.

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Augmented Reality kann den Arbeitenden zusätzliche Informationen zur Verfügung stellen. Dazu wird die Ansicht der Umgebung mit kontextbezogenen Annotationen versehen.

Montage

Augmented-Reality-Anwendungen können auch als Anleitung dienen. Sie vermitteln Wissen über neue Arbeitsschritte oder frischen die Erinnerung an bekannte Abläufe auf. Sie können auch Vorgehensweisen in Situationen demonstrieren, in denen der Ablauf nicht wie geplant ist. Mit Hilfe von AR können verschiedene Arbeitsabläufe automatisiert werden.

Zunehmend wird die Technologie auch zur Remote-Unterstützung eingesetzt. Kameras an der Außenseite eines AR-Geräts können Expertinnen und Experten aus der Ferne genau das zeigen, was die Person vor Ort sieht. Die Person vor Ort sieht und hört die Expertin oder den Experten und folgt den Ratschlägen oder auch visuellen Hinweisen, die die Expertin oder der Experte digital direkt in das Sichtfeld einblendet.

Überwachung und Visualisierung

In der Produktion muss jemand dafür sorgen, dass die Maschinen reibungslos laufen. Stillstand kostet Zeit und Geld und kann im schlimmsten Fall zu gefährlichen Situationen führen.

AR-Anwendungen können Informationen von Sensoren und Programmen in Maschinen in einem sichtbaren "digitalen Zwilling" der Anlage visualisieren. Diese Informationen sind in AR einfacher und intuitiver zugänglich als auf einem herkömmlichen Bildschirm. Viele AR-Anwendungen bieten auch die Möglichkeit der direkten Fernprogrammierung über den digitalen Zwilling. Dies gewährleistet ein Höchstmaß an Sicherheit und Effizienz.

Betrieb und Inbetriebnahme

Der digitale Zwilling maximiert die Effizienz einer Produktionsanlage und ermöglicht die nahtlose Automatisierung bestimmter Prozesse. Auf diese Weise können Maschinenmanager ihre Anlagen während des normalen Betriebs konfigurieren und gleichzeitig mit maximaler Effizienz betreiben. Digitale Zwillinge helfen auch bei anspruchsvollen betrieblichen Aufgaben wie der Umstellung von Produktionslinien.

Qualitätskontrolle

Zwischen Montagelinie und Verpackung können Produkte mit AR-Anwendungen visuell geprüft werden. Ein digitales Modell des idealen Produkts unterstützt die visuelle Inspektion. Darüber hinaus können Objekterkennung, maschinelles Lernen und die Sensoren des AR-Geräts zusammenwirken, um Fehler und Abweichungen im fertigen Produkt zu erkennen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind.

Service, Wartung und Reparatur

Die beschriebenen Vorteile von AR enden nicht, wenn ein Produkt die Fabrikhalle verlässt. Denn das Personal, das vor Ort für die Wartung, Instandhaltung und Reparatur des Produkts verantwortlich ist, wird wahrscheinlich nicht dasselbe sein, das das Produkt herstellt. Arbeitsprozesse, Serviceaufträge, Fernwartung und annotierte virtuelle Modelle steigern auch die Effizienz des Personals vor Ort. Hier können häufig die gleichen Anwendungen genutzt werden.

Teilweise stellen Unternehmen ihren Kunden AR-Anwendungen direkt zur Verfügung. Diese haben in der Regel nicht den gleichen Funktionsumfang wie die in der Produktion eingesetzten Anwendungen, können aber unter fachkundiger Anleitung einen Selbstservice durch den Kunden ermöglichen.

Kartierung und Navigation

AR-Geräte können ein räumliches Bild der Umgebung erzeugen. Innerhalb dieser räumlichen Darstellung können Organisationen beispielsweise Notfallszenarien simulieren oder virtuelle Trainings- und Orientierungsanwendungen durchführen.

Räumliche Verankerungen, Bilderkennung und andere AR-Werkzeuge können nach der Kartierung eines Geländes für die Entwicklung weiterer AR-Anwendungen genutzt werden. Diese können Mitarbeitenden und Besuchern die Orientierung in weitläufigen Arealen erleichtern, beispielsweise in Produktionsstätten, Krankenhäusern, Schulen, Hotels und Freizeiteinrichtungen.

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AR kann bei der Wegfindung helfen: Wegbeschreibungen werden direkt ins Sichtfeld eingeblendet.

Diese Anwendungen können auch Nutzerdaten in das Programm einspeisen. So können die für den Standort verantwortlichen Personen besser verstehen, wie sich die Menschen in den Räumen bewegen. Diese Informationen können dann zur Optimierung von Grundrissen genutzt werden. Je nach Anwendungsfall können sie auch als Inspiration für weitere AR-Anwendungen, Produkte oder Dienstleistungen dienen.

Fernzusammenarbeit mit AR

Neben Videostreaming und einfachen Videotelefonaten kann AR in vielen Anwendungsfällen für Remote-Arbeit eingesetzt werden. 3D-Modelle können von Teammitgliedern gemeinsam bearbeitet werden, auch wenn sie sich physisch an verschiedenen Orten befinden. Dazu wird allen Teammitgliedern dasselbe virtuelle Modell in einem 3D-Raum angezeigt. Die Kolleginnen und Kollegen erscheinen als Avatare.

AR-Einführung nach Branche

Die Fertigungsindustrie ist ein Schlüsselsektor für den Einsatz von AR. Sie ist jedoch bei weitem nicht die einzige Branche, in der AR zum Einsatz kommt.

Bildung

Anwendungsfälle für die Zusammenarbeit auf Distanz lassen sich leicht auf den Bildungsbereich übertragen. Ein Beispiel sind immersive Fernkurse. Im Mittelpunkt solcher Kurse können interaktive virtuelle Modelle stehen, an denen die Lernenden allein, in einem gemeinsamen physischen Raum oder gemeinsam mit anderen Lernenden und Lehrenden arbeiten können.

Für viele Schulen sind AR-Headsets mit vollem Funktionsumfang zu teuer. Eine vielversprechende Alternative sind einfachere AR-Anwendungen, die auf Smartphones und Tablets laufen. Es gibt Anwendungen, die aus flachen Bildern in herkömmlichen Schulbüchern 3D-Modelle erstellen. Andere Anwendungen erkennen Objekte in der Welt und helfen den Schülerinnen und Schülern, neue Wörter zu lernen oder Informationen über Pflanzen und Tiere direkt im Kontext ihrer Umgebung zu verstehen.

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Über Smartphones können Schüler die 3D-Vorteile von AR auch ohne ein teures Headset nutzen.

Elektronik und High-Tech

AR eignet sich für alle, die mit Computern oder Smartphones arbeiten. Eine der einfachsten AR-Anwendungen ist das "Screen Mirroring", bei dem Smartphone- oder Computeranwendungen über eine AR-Anwendung auf einem virtuellen Bildschirm angezeigt werden.

Schon ein einziger virtueller Bildschirm kann nützlich sein. Einige Anwendungen ermöglichen es sogar, mehrere virtuelle Bildschirme um eine Person herum zu positionieren und sie vorübergehend oder dauerhaft in ihrer physischen Umgebung zu verankern. Warum nicht vier oder fünf Bildschirme statt einem oder zwei? Ganz gleich, wie groß Ihr Schreibtisch ist. Sie müssen nicht einmal an Ihrem physischen Schreibtisch sitzen. Ihr virtueller Arbeitsplatz kann überall sein.

Automobilindustrie

In der Automobilindustrie wird das gesamte Spektrum von der Entwicklung und Produktion über den Vertrieb bis hin zu Service und Reparatur abgebildet Damit lassen sich nahezu alle Anwendungsfälle für AR in jedem möglichen Produktlebenszyklus in der Automobilindustrie realisieren.

Beginnend in der Konstruktion können Teammitglieder gemeinsam an Remote-Modellen arbeiten. Dazu gehören Konzeptentwürfe des Gesamtfahrzeugs ebenso wie CAD-Modelle einzelner Komponenten und Systeme. Diese virtuellen Modelle lassen sich in AR-Anwendungen visualisieren.

Das virtuelle Modell einer Komponente oder eines Systems kann zur Schulung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verwendet werden. Im Rahmen der Qualitätskontrolle kann es ein Standard für die Messung der physischen Teile sein. Virtuelle Modelle können auch in virtuellen Showrooms und Konfiguratoren eingesetzt werden. So können sich Kundinnen und Kunden umfassend und interaktiv mit den Produkten auseinandersetzen, ohne das Haus verlassen zu müssen.

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Mit Hilfe von Augmented Reality können Konsumenten Einblicke erhalten, die sonst nur den am Herstellungsprozess beteiligten Personen vorbehalten sind, etwa per digitalem Röntgenblick unter die Motorhaube.

Einzelhandel

Autohäuser sind nur ein Beispiel für den Einsatz von Augmented Reality im Handel. Von nahezu jedem Objekt können virtuelle Modelle erstellt werden. Anhand dieser Modelle können sich potenzielle Käufer ein Bild vom physischen Objekt in ihrer Umgebung machen. AR kann auch Produkte vor oder kurz nach der Markteinführung inszenieren und so dem Kunden näherbringen.

In der Einrichtungsbranche vermittelt AR Kunden und Kundinnen einen Eindruck davon, wie sich ein Möbelstück in ihrer Wohnung macht oder wie ein Raum mit einem anderen Wandanstrich aussehen würde.

Auch im Modeeinzelhandel kommt AR zum Einsatz. Hier wird die Technologie zunehmend für virtuelle Anproben genutzt. Kundinnen und Kunden können Schmuck, Kleidung, Make-up und vieles mehr ausprobieren, ohne sich tatsächlich umziehen oder schminken zu müssen.

AR kann über den reinen Verkauf hinaus eingesetzt werden: Verbraucherorientierte und informierende AR-Erlebnisse können ein wirksames Instrument zur Steigerung der Markenbekanntheit und Kundenbindung sein.

Life Sciences

Virtuelle Modelle können auch von biologischen Systemen und sogar von lebenden Menschen erstellt werden. Dadurch können Gesundheitsdienstleister Patienten besser verstehen und Krankheiten effizienter diagnostizieren und behandeln. Darüber hinaus können die Modelle helfen, medizinische Verfahren zu erlernen und anzuwenden.

Damit sind die Einsatzmöglichkeiten von AR in den Biowissenschaften längst nicht ausgeschöpft. In der Lehre, bei der Zusammenarbeit über große Distanzen und in anderen Bereichen bietet der Einsatz von Augmented Reality viele weitere Vorteile.

Implementierung von industrieller AR

Augmented Reality gibt es in vielen verschiedenen Formen. Die Technologie kann auf einer Vielzahl von Geräten eingesetzt werden. Verschiedene Anwendungen können unterschiedliche Nutzergruppen erreichen und unterstützen. Für viele Organisationen ist es noch ein Lernprozess, wie und wo Augmented Reality am besten eingesetzt werden kann. Mit der Weiterentwicklung und Verbesserung der Technologie wird dies jedoch immer einfacher.

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Tags: Augmented Reality Automobil Elektronik und Hightech Produkte für Einzelhandel und Konsumgüter Life Sciences Schulungen Digitale Transformation

Der Autor

Matthias Bastian

Matthias Bastian ist Online-Journalist und Redakteur des international führenden XR-Magazins MIXED. Seit 2015 berichtet er intensiv über Augmented Reality und deren Nutzen für die Industrie und den privaten Bereich.