Herausforderungen Ein hoher Ausschuss und veraltete Prozesse verhinderten bei Evyap einen wettbewerbsfähigen Betrieb. Lean-Prinzipien in Kombination mit der richtigen Technologie waren Lösungen zur Effizienzsteigerung in einem wettbewerbsintensiven Umfeld – doch zunächst war ein Kulturwandel erforderlich.


Evyap hat seine Wurzeln im Bereich der Lean-Prinzipien und ist entsprechend orientiert


 

Schlanke Prozesse sind seit Langem ein grundlegendes Konzept zur Reduzierung von Ausschuss und zur Verbesserung der Fertigungseffizienz. Der Einsatz von Industrie 4.0-Technologien sorgt heute für komplett neue Vorteile. Sie bieten das Potenzial zur Reduzierung von Ausschuss und zur Verbesserung der Produktionsqualität um bis zu 35 %.1 Erfahren Sie, wie ein Fertigungsunternehmen diese Vorteile über den Einsatz von IoT-Technologie und mit der Unterstützung eines zuverlässigen Partners umsetzen konnte.

 

Um mit den Wettbewerbern mithalten zu können, bedarf es der Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung. Interne Abläufe müssen überprüft und verfeinert werden – auch wenn das bedeutet, dass neue und ungewohnte Wege beschritten werden müssen.

Evyap, ein türkischer Hersteller von Seifen- und Körperpflegeprodukten mit einer mehr als 90 Jahren langen Geschichte, ist dies gelungen. Evyap beschäftigt mehr als 3.500 Mitarbeiter, liefert Produkte in über 100 Länder und betreibt den fünftgrößten Privathafen der Türkei. Trotz der großen Auslastung steht die Qualität der Produkte seit jeher an erster Stelle. Für Evyap sind das Vertrauen und die Loyalität der Verbraucher sehr wichtig.


 

Zu viel Ausschuss und veraltete Prozesse behindern einen wettbewerbsfähigen Betrieb

Im Jahr 2019 war die Wettbewerbslandschaft in der Kosmetikbranche sehr groß. Evyap stand mehreren Wettbewerbern gegenüber – von großen globalen Marken mit hochwertigen Produkten bis hin zu kleineren lokalen Unternehmen, die zu niedrigen Kosten produzierten.

Bei den 50 eigenen Produktionslinien stellte Evyap einige Hindernisse für die eigene Wettbewerbsfähigkeit fest. In den Produktionslinien wurden Anlagen eingesetzt, deren Alter von brandneu bis zu 30 Jahren reichte, was zu unterschiedlichen Anforderungen in Bezug auf die Wartung und die Effizienz führte. Außerdem nutzten die Mitarbeiter in den verschiedenen Fabriken sehr unterschiedliche Methoden zur Dokumentation, was die Nachverfolgung erschwerte. In einigen Produktionslinien erfolgte die Dokumentation weitgehend auf Papier, was langsam und ineffizient war. Tatsächlich waren bis zu 185 gedruckte Formulare im Einsatz. Allein für die Sicherheits- und Compliance-Berichterstattung wurden 9.000 Papierformulare pro Monat benötigt. Diese Art des Papierverbrauchs war weder effizient noch ökologisch nachhaltig. Erschwerend kam hinzu, dass das langjährige Management und die Mitarbeiter an diese traditionellen Methoden der Datenerfassung und des Betriebsablaufs gewöhnt waren und sich zum Teil gegen Veränderungen wehrten.

In einem anderen Bereich kam es bei einer Produktionslinie für Babywindeln zu problematischen Stillständen. Die Ursache war jedoch aufgrund fehlender konsistenter Informationen schwer zu identifizieren. Infolgedessen landete jeglicher Ausschuss, Millionen von Windeln pro Jahr, auf der Mülldeponie. Ein Recycling war bei dieser Art von Materialien keine Option.

Die neu gegründete Abteilung für Operational Excellence erkannte, dass das Unternehmen schlanker werden musste, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Lean-Prinzipien in Kombination mit der richtigen Technologie waren Lösungen zur Effizienzsteigerung in einem wettbewerbsintensiven Umfeld – doch zunächst war ein Kulturwandel erforderlich.

 

Ein Kulturwandel öffnet die Tür zur digitalen Transformation

Der Operational Excellence Manager Emre Erden machte sich an die Arbeit und versuchte, alle Ebenen des Unternehmens zu überzeugen – von den Fertigungsmitarbeitern bis hin zum CEO. „Es war wichtig, die Leute auf allen Ebenen davon zu überzeugen, dass diese neuen Ideen sowohl ihnen als Person als auch dem Unternehmen als Ganzes zugutekommen würden“, sagt Erden. „Wir waren sicher, dass dieser Weg mit der Unterstützung aller Beteiligten im Unternehmen erfolgreich sein würde. Ohne diese Unterstützung wäre dies nicht möglich.“

Letztendlich konnte Erdens Team über die Vorteile, die schnell und mit dramatischen Auswirkungen realisiert werden konnten, überzeugen. Die Machbarkeit zusammen mit dem passenden Technologiepartner tat ein Übriges. Um dies zu erreichen, analysierte Evyap auf der Suche nach dem richtigen Team mehr als 20 Unternehmen. Aufgrund der Wichtigkeit der Datenanalyse entschied man sich für DVM IoT Solutions, da das Unternehmen über umfassende Kompetenz im Bereich IoT-Technologie verfügt.


DVM IoT Solutions ist im Bereich intelligenter vernetzter Prozesse führend

DVM wurde 2014 in der Türkei gegründet und ist ein langjähriger Partner von PTC. Heute konzentriert sich DVM auf die Entwicklung intelligenter Anwendungen für Unternehmen aller Art. Als IoT-Spezialist nutzt DVM die Industrial IoT-Plattform ThingWorx, um innovative Anwendungen zu erstellen, mit denen Kunden die Daten sammeln und visualisieren können, die sie zur Lösung wichtiger Geschäftsprobleme benötigen. Die Partnerschaft von DVM mit PTC deckt auch die Technologien Kepware und Vuforia Augmented Reality sowie den frühen Einsatz von LiveWorx ab. DMV wird so zu einem zuverlässigen Partner bei der digitalen Transformation von Unternehmen auf globaler Ebene.

 

Evyap arbeitet mit DVM zusammen, um eine maßgeschneiderte IoT-Lösung für die schlanke Fertigung zu entwickeln

Ende 2019 arbeitete DVM mit Evyap über vier Monate hinweg zusammen, um eine Gap-Analyse durchzuführen. Die Ergebnisse halfen dabei, die Projektziele festzulegen und eine Strategie für die Einführung von nutzbaren Echtzeitinformationen zur Steigerung der Produktionsleistung, zur Reduzierung von Ausschuss und zur Senkung des Energieverbrauchs zu skizzieren.

Bis Anfang 2020 hatte das Team einen agilen Prozess perfektioniert, in dem es zwei bis vier Wochen an der Entwicklung arbeitete, diese prüfte und dann die Vorteile belegte, bevor es den Prozess von Neuem startete. Dieser agile Ansatz ermöglichte die Implementierung einer maßgeschneiderten, IoT-basierten Anwendung für die Produktionslinien von Evyap. Die neue Anwendung auf Basis der ThingWorx-Plattform von PTC, einer umfassenden Industrial IoT-Plattform, wurde zuerst an der Fertigungslinie für Babywindeln implementiert – eine der Fertigungslinien mit den höchsten Ausschussraten. Sie nutzte Kepware, eine Konnektivitätsplattform, die Anlagendaten sammelt und sie zur Echtzeitanalyse an ThingWorx sendet. Ein wesentlicher Vorteil von Kepware und ThingWorx ist die Flexibilität. Die Lösung konnte daher leicht in die bestehenden Unternehmenssysteme von Evyap integriert werden. ThingWorx visualisierte die Produktionsdaten in Echtzeit und lieferte minutengenaue Vorhersagen und Warnungen zu bevorstehenden Qualitätsproblemen und den entsprechenden Risikofaktoren. Die Mitarbeiter konnten so in Echtzeit Anpassungen an den Parametern vornehmen, die Fehler verursachten und zu einem hohen Ausschuss führten. „Die IoT-Daten liefern wichtige Informationen. Je mehr Informationen wir erhalten, desto erfolgreicher sind wir bei der Lösung der Probleme“, sagt Erden.

Nachdem Evyap und DVM den unmittelbaren Mehrwert für die Fertigungslinie für Windeln erkannt hatten, wurde die Anwendung weiter ausgebaut. Daraus ergaben sich vier Phasen, die sich für andere Fertigungslinien und ganze Anlagen umsetzen ließen. In Phase 1 wurden die SPS-Einheiten an das Netzwerk angebunden, sodass Kepware Daten sammeln und zur Analyse an ThingWorx übertragen konnte. In Phase 2 wurden diese Daten ausgewertet und über Dashboards visualisiert, um Evyap einen vollständigen Echtzeitüberblick über die Effektivität der Fertigungslinien für Babywindeln und Kosmetika zu geben. In Phase 3 wurden das gesamte Sicherheitsmanagement und die Berichterstattung, die zuvor manuell durchgeführt wurde, digitalisiert und rationalisiert. In Phase 4 wurden Funktionen zur Erkennung von Abweichungen im Anlagenverhalten implementiert, sodass Evyap den Wartungsbedarf effizienter planen (und in einigen Fällen sogar vermeiden) konnte.

Das Projekt führte nicht nur zu einem verbesserten Datenerfassungssystem, sondern bot Evyap auch die Möglichkeit, Zeit zu sparen und seine Mitarbeiter in Bereiche wie Aktionsplanung, Strategieplanung und Fehlerbehandlung einzubinden. „Es war extrem hilfreich für die Mitarbeiter. ThingWorx spart uns viel Zeit und Mühe, indem es die Analyse für uns übernimmt. So muss dies nicht mehr durch die Ingenieure erfolgen“, erklärt Erden.

 

Darüber hinaus konnte jedes von einem Mitarbeiter erkannte Produktions-, Wartungs-, Qualitäts- oder Sicherheitsproblem mit einer klaren und detaillierten Problemdefinition und Bildern in der ThingWorx-basierten Anwendung erfasst werden. Die Mitarbeiter konnten außerdem den Status ihres Feedbacks und aller Aktionen nachverfolgen und so effektiver arbeiten – im Vergleich mit der vorherigen Lösung über E-Mails, Tabellen und Planungs-Tracker. Diese Verbesserungen waren der entscheidende Faktor für einen geschlossenen Problemlösungskreislauf mit Beteiligung der Mitarbeiter.

 

Kombination von Lean-Prinzipien und Digitalisierung: Inspiration durch einen realen Anwendungsfall

Der neue Ansatz ist weitaus praktikabler, als die meisten Menschen denken. Emre Erden von Evyap erklärt, welche Bedeutung die Effektivität als Organisation für das Unternehmen hat und welche Vorteile die Technologie als Werkzeug für die Verschlankung hat:

„Wir wollen als Organisation fit sein. Man kann dies mit der eigenen Gesundheit und einer Gewichtsabnahme vergleichen. Um Gewicht zu verlieren, treiben Menschen Sport, ernähren sich gesund und gehen 10.000 Schritte am Tag. Sie verwenden intelligente Uhren und mobile Apps, die Schritte und Kalorien zählen. Sie erfassen die eigenen Gesundheitsdaten, und die Technologie analysiert diese Daten und optimiert ihre Trainingspläne, was zu besseren Gesundheitsergebnissen führt.

„Wir als Unternehmen möchten ganz ähnlich Gewicht verlieren und die Abläufe des Unternehmens verbessern. Das bedeutet, dass wir unseren Ausschuss und unsere Fertigungskosten reduzieren möchten. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern wollen wir digitale, schlanke Verfahren einführen, die die Abläufe des Unternehmens verbessern.

In beiden Fällen ist die Digitalisierung das notwendige Werkzeug, um dieses Ziel zu erreichen. Deshalb war es so wichtig, zuerst die Grundsätze unseres Lean-Programms zu entwickeln und dann mit DVM die eigentliche digitale Transformation in Angriff zu nehmen. Die IoT-Lösung von DVM war für unseren gesamten Lean-Ansatz perfekt.“

Evyap reduziert den Ausschuss und verbessert gleichzeitig die GAE und die Mitarbeiterbindung

Durch die Verbesserung der Transparenz im gesamten Fertigungsprozess war Evyap in der Lage, kritische Engpässe und Ineffizienzen zu identifizieren. Das Unternehmen reduzierte außerdem den Ausschuss, die Wartungskosten und die indirekten Kosten, verbesserte die Effizienz der Anlagen und Mitarbeiter und verkürzte die Zykluszeit. Darüber hinaus reduzierte es den Ausschuss an der Fertigungslinie für Windeln um 23 %. Dies entspricht etwa 2 Millionen Windeln und einer Ersparnis von etwa 2 Millionen Türkischen Lira oder 250.000 US-Dollar, was zu einem positiven ROI in weniger als zwei Jahren führte.

Evyap konnte auch in anderen Fabriken Verbesserungen feststellen. In einer der Aerosol-Fabriken konnte die Gesamteffizienz dank einer verbesserten Anlagentransparenz und Personalplanung um 2 % gesteigert werden. In der Hygienefabrik wurde dank der verbesserten Verfolgung von Anlagenausfällen eine Steigerung der GAE um 3 % erzielt.

Durch das Formularmanagement-Modul, das alle in der Fabrik verwendeten Papierformulare digitalisierte, sparte Evyap darüber hinaus fünf Tonnen Papier und 1.500 Arbeitsstunden ein. Das System zur Verhaltensüberwachung verbesserte die Sicherheitsvorfallrate um 60 %. Nach der Digitalisierung der Daten bestanden 98 % der Produkte die Qualitätsprüfung. Zuvor waren es nur 75 %. Bemerkenswert ist, dass Evyap außerdem eines seiner wichtigsten Ziele erreicht hat: 100 % Mitarbeitereinbindung und direktes Feedback. Dies zeigt, dass die Einbindung aller Mitarbeiterebenen für den Erfolg wichtig ist.

Die Zukunft stellt sich für Evyap positiv dar

In den kommenden Wochen wird Evyap 65 Zoll große Dashboard-Bildschirme installieren. Diese zeigen Daten von ThingWorx an und unterstützen die Mitarbeiter dabei, den monatlichen Fortschritt anhand wichtiger KPIs zu überprüfen. In den kommenden Monaten möchte Evyap weitere ThingWorx-Daten sammeln und analysieren, um im Laufe des Jahres ein Modul zur vorausschauenden Wartung einzuführen. Dieses Modul wird die Erkennung und Behebung von Betriebsfehlern und möglichen Anlagenstörungen ermöglichen, bevor sie zu einem Ausfall führen. Dies wird den Ausschuss weiter verringern – insbesondere bei der Windelproduktion.

Das Unternehmen blickt weiteren Möglichkeiten zur Mitarbeitereinbindung und zur Steigerung der Wertschätzung für neue Arbeitsweisen positiv entgegen. „Einige Mitarbeiter haben anfangs dabei gezögert, sich auf diese Veränderungen einzulassen“, sagt Erden. „Heute überlegen sie jedoch, wie diese neue Technologie ihren Arbeitsalltag noch besser gestalten könnte. Nun kommen die Mitarbeiter mit Ideen statt mit Problemen zu uns“, fährt er fort. „Die digitale Transformation war für uns auch eine kulturelle Transformation.“

In den letzten zwei Jahren haben wir in Bewerbungsgesprächen mit Ingenieuren extrem häufig den folgenden Satz gehört: 'Ich habe mich für diesen Job beworben, weil ich von vielen spannenden Digitalisierungsprojekten gehört habe. Das macht Ihr Unternehmen für mich interessant.' Dieses Projekt hat einen gewissen Hype rund um unser Unternehmen generiert. Wir sind bei vielen Arbeitnehmern für unsere Technologie bekannt.

~ Emre Erden, Operational Excellence Manager, Evyap

Es sind nicht nur die aktuellen Mitarbeiter, die sich mehr engagieren. Auch die Bewerber bemerken, was bei Evyap passiert, erklärt Erden. „In den letzten zwei Jahren haben wir in Bewerbungsgesprächen mit Ingenieuren extrem häufig den folgenden Satz gehört: 'Ich habe mich für diesen Job beworben, weil ich von vielen spannenden Digitalisierungsprojekten gehört habe. Das macht Ihr Unternehmen für mich interessant.' Solche Aussagen erreichen uns auf allen Ebenen“, sagt Erden. „Dieses Projekt hat einen gewissen Hype rund um unser Unternehmen generiert. Wir sind bei vielen Arbeitnehmern für unsere Technologie bekannt.“

Dank der engen Partnerschaft mit DVM freut sich Evyap auf die Zukunft als Technologievorreiter mit einem Fokus auf nachhaltiges Arbeiten und die Zufriedenheit der Kunden. „Ich denke, wir haben gemeinsam viel über unsere Arbeit gelernt. Und beide Unternehmen sind deutlich vorangekommen“, sagt Erden über die Partnerschaft mit DVM. „Ich denke, das ist eine Win-win-Situation für alle.“



1 https://www2.deloitte.com/us/en/insights/focus/industry-4-0/digital-lean-manufacturing.html